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Martin Pfeifle - SOSO

16.01.2010 - 11.04.2010

Martin Pfeifles Arbeit entwickelt sich aus einem postminimalistischen Hintergrund heraus. Seine großen, architekturbezogenen Installationen, die sich jeweils aus dem entsprechenden Kontext entwickeln, gehen dabei eine wechselreiche Liason mit den jeweiligen Gebäuden und Raumfragmenten ein. Gerade da, wo sich die Arbeit mit öffentlichen Räumen kreuzt und subtil vorhandene Strukturen, Zeichenhaftigkeiten und Gestaltungslinien nicht nur reinterpretiert, sondern sie in ihrer historischen Bezogenheiten hintergründig kommentiert, setzt Pfeifle immer wieder nachhaltige Zeichen im Verhältnis von Kunst, Architektur und Stadtraum.

Seine fulminante Arbeit "SOSO" für das Projekt THE CHAIN entwirft sich als architekturübergreifendes Allover anhand der einfachen Elemente von Raute und Rechteck, Farbe und Licht. Die Arbeit, die sich im entfalteten Zustand nicht nur über 3 Häuser erstreckt, sondern im Zwischenraum der städtischen Baureihe eine fiktive Fortschreibung erfährt, kann im Falle auf wenige Meter komprimiert werden. Der expansive Charakter der Struktur, die in ihrer Simplifizierung an den klassischen Jägerzaun erinnert, wird im Licht maximiert und zum städtischen Display erweitert. Die architektonische Fassade wird zur semantisch unbesetzten Werbefläche einer Kunst, die sich aktiv nach außen an die Stadtgesellschaft richtet. Sie nimmt damit Stellung zu aktuellen Entwicklungen städtischer Räume, deren Gestaltung und Besetzung durch verschiedene Interessen eben auch durch die architektonischen Fassaden hindurch als nun durchlässige Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum heute an Bedeutung gewinnt.

Damit zeigt Pfeifle die vitrinenhaften Räume als Schnittfläche zwischen eben diesen Räumen des Öffentlichen und Privaten. Der Innenraum, der sich in seiner exzessiven Ausleuchtung als leere Form generiert, die sich nahezu narzistisch selbst präsentiert und in endloser Selbst(be)spiegelung fiktiv in den öffentlichen Raum fortschreibt, offenbart sein Privates dem Öffentlichen in einer verführerischen Geste. Dieses Spiel wird noch expansiver, wenn sich das Private hier faktisch nach außen stülpt: der magentafarbene Teppich, der sich erst vor der Tür entrollt, statt drinnen warme Füße zu bescheren, erzeugt eine befremdliche Besetzung des Öffentlichen mit dem Privaten. Zwischen Haus und Hof entsteht eine Interimszone, die in ihrer eindringlichen Farbmarkierung jede Menge Spaß verspricht. In der Umkehrung der räumlichen Verhältnisse der Kategorien von Privat und Öffentlich inszeniert sich die architektonische Fassade nicht mehr als klassische Grenze zwischen diesen Räumen, sondern wird zur permeablen Schnittfläche eines jeweils von der Stadtgesellschaft neu auszuhandelnden Raumverhältnisses, seiner jeweiligen Grenzen und Einflussbereiche.

Wenn Pfeifle diese Schnittfläche als Nukleus eines auch verführerischen Aushandlungsprozesses im Verhältnis von Privatem und öffentlichem Raum, zwischen Wohnen und Wirtschaften, zwischen Sichtbarem und Verborgenem neu inszeniert, konnotiert er eben diese mithin aktuell weiträumig diskutierte gesellschaftliche Interaktion als aktiven und positiv besetzten Verhandlungsraum, der entgegen der allgemein depressiven Sicht dieser Verhältnisse im reinen Spiegel der Macht verführerisch leicht und lustbetont daher kommt. Er setzt damit ein provokantes Zeichen, das die Lust an der Verhandlung wieder zum Zentrum einer Diskussion macht, die hier entgegen der Virtualität der Diskurse eine markante, skulpturale Verräumlichung in Echtzeit erfährt.